[eni, frz., aus lat. genius] das,
ein Mensch von schöpferischer Begabung, der im Unterschied zum Talent nicht nur im Rahmen des Überkommenen Vollendetes leistet, sondern neue Bereiche des Schaffens erschließt, auf denen er nicht nur als Vorläufer und Bahnbrecher wirkt, sondern gültige Hochleistungen vollbringt; das Zusammentreffen von Originalität und Endgültigkeit macht also Wesen und Geheimnis des Genies aus. Hieraus erklärt sich, daß die Werke des Talents diejenigen des Genies oft an formaler Vollendung übertreffen; ferner, daß das Genie von seinen Zeitgenossen oft nicht verstanden wird; endlich, daß das Genie starke geschichtliche Wirkungen auslöst und als die höchste Steigerung des Schöpferischen erscheint. Nicht nur im musischen und denkerischen Schaffen, sondern auch auf vielen Gebieten der praktischen Wirksamkeit (Technik, Organisation, staatsmänn. Handeln, Kriegführung) gibt es Genies, ebenso im religiösen Erleben. Die Steigerung seiner schöpferischen Kräfte und ihre Konzentration auf einen bestimmten Schaffensbereich bezahlt das Genie zuweilen mit Ausfällen in anderen Bereichen des persönl. Lebens, oft mit erhöter Leidensfähigkeit, bis zu psychopathischen Zügen (Untersuchungen von LOMBROSO, KRETSCHMER, LANGE-EICHBAUM u.a.). Ein allseitig entwickeltes Genie ist ebenso selten wie ein im üblichen Sinne glückliches.
Bei Platon schaffen Dichter und Musiker durch „göttlich Kraft", der Dichter ist ein „heiliges Ding, das des Gottes voll und von Sinnen geworden ist". Diese Anklänge an ein ursprünglich religiöses Charisma der Rede, Dichtung und Musik lassen sich von HOMER bis an die Schwelle der Neuzeit verfolgen.
Die moderne Ausprägung des Geniebegriffs ist ein Werk der Aufklärung und der Romantik. Bei SHAFTESBURY hat das Genie eine kosmische Bedeutung, es schafft aus Enthusiasmus und originell, es ist vom nachahmenden Künstler zu unterscheiden und wirkt als eine Naturkraft. Auch A. BAUMGARTEN fordert vor allem Originalität, er kennt „göttliche Köpfe", die aller Regeln entbehren können. In dieser Forderung polemisierte die Zeit gegen die Höfisch stilisierte Kunst; die Wiederentdeckung Shakespeares hängt damit zusammen. J.G.SULZER schrieb 1757 eine Entwicklung des Begriffes vom Genie mit ähnlichen Grundsätzen und einem bereits formalen Genie-Begriff der „Führer der Menschheit".
Zu einem eigentlichen Genie-Kult mit Zügen einer Ersatzreligion kam es erst seit der Sturm- und Drangzeit (Geniezeit): Die literarisch-bürgerlichen Schichten sahen im Genie den vollkommenen Menschentyp. Auch erfolgt jetzt die Ausweitung des Begriffs ins Militärisch-Politische (FRIEDRICH D: GR:; NAPOLEON). Weiter wird das Genie mit „Hofhaltung" möglich: GOETHE, R. WAGNER, STEFAN GEORGE, noch G. HAUPTMANN. Bei NIETZSCHE wird der Geniekult bis zur Forderung der G.-Züchtung und bis zur Verachtung der Masse getrieben. In der Folgezeit tritt der Begriff Genie bald hinter anderern Wertungen zurück, die den Akzent auf das gesellschaftl. Ansehen („Prominenz") und den wirtschaftl. Erfolg („Bestseller") legen.
Das „Verkennungsdogma", d.h. die heute populäre Vorstellung, das Genie müsse von den Zeitgenossen unerkannt sein, ist der Antike und Renaissance fremd. Es entsteht im 19. Jahrh. An Hand von Wiederentdeckung (REMBRANDT) oder als geltungsanspruch lange erfolgloser Autorten (SCHOPENHAUER).
ein Mensch von schöpferischer Begabung, der im Unterschied zum Talent nicht nur im Rahmen des Überkommenen Vollendetes leistet, sondern neue Bereiche des Schaffens erschließt, auf denen er nicht nur als Vorläufer und Bahnbrecher wirkt, sondern gültige Hochleistungen vollbringt; das Zusammentreffen von Originalität und Endgültigkeit macht also Wesen und Geheimnis des Genies aus. Hieraus erklärt sich, daß die Werke des Talents diejenigen des Genies oft an formaler Vollendung übertreffen; ferner, daß das Genie von seinen Zeitgenossen oft nicht verstanden wird; endlich, daß das Genie starke geschichtliche Wirkungen auslöst und als die höchste Steigerung des Schöpferischen erscheint. Nicht nur im musischen und denkerischen Schaffen, sondern auch auf vielen Gebieten der praktischen Wirksamkeit (Technik, Organisation, staatsmänn. Handeln, Kriegführung) gibt es Genies, ebenso im religiösen Erleben. Die Steigerung seiner schöpferischen Kräfte und ihre Konzentration auf einen bestimmten Schaffensbereich bezahlt das Genie zuweilen mit Ausfällen in anderen Bereichen des persönl. Lebens, oft mit erhöter Leidensfähigkeit, bis zu psychopathischen Zügen (Untersuchungen von LOMBROSO, KRETSCHMER, LANGE-EICHBAUM u.a.). Ein allseitig entwickeltes Genie ist ebenso selten wie ein im üblichen Sinne glückliches.
Bei Platon schaffen Dichter und Musiker durch „göttlich Kraft", der Dichter ist ein „heiliges Ding, das des Gottes voll und von Sinnen geworden ist". Diese Anklänge an ein ursprünglich religiöses Charisma der Rede, Dichtung und Musik lassen sich von HOMER bis an die Schwelle der Neuzeit verfolgen.
Die moderne Ausprägung des Geniebegriffs ist ein Werk der Aufklärung und der Romantik. Bei SHAFTESBURY hat das Genie eine kosmische Bedeutung, es schafft aus Enthusiasmus und originell, es ist vom nachahmenden Künstler zu unterscheiden und wirkt als eine Naturkraft. Auch A. BAUMGARTEN fordert vor allem Originalität, er kennt „göttliche Köpfe", die aller Regeln entbehren können. In dieser Forderung polemisierte die Zeit gegen die Höfisch stilisierte Kunst; die Wiederentdeckung Shakespeares hängt damit zusammen. J.G.SULZER schrieb 1757 eine Entwicklung des Begriffes vom Genie mit ähnlichen Grundsätzen und einem bereits formalen Genie-Begriff der „Führer der Menschheit".
Zu einem eigentlichen Genie-Kult mit Zügen einer Ersatzreligion kam es erst seit der Sturm- und Drangzeit (Geniezeit): Die literarisch-bürgerlichen Schichten sahen im Genie den vollkommenen Menschentyp. Auch erfolgt jetzt die Ausweitung des Begriffs ins Militärisch-Politische (FRIEDRICH D: GR:; NAPOLEON). Weiter wird das Genie mit „Hofhaltung" möglich: GOETHE, R. WAGNER, STEFAN GEORGE, noch G. HAUPTMANN. Bei NIETZSCHE wird der Geniekult bis zur Forderung der G.-Züchtung und bis zur Verachtung der Masse getrieben. In der Folgezeit tritt der Begriff Genie bald hinter anderern Wertungen zurück, die den Akzent auf das gesellschaftl. Ansehen („Prominenz") und den wirtschaftl. Erfolg („Bestseller") legen.
Das „Verkennungsdogma", d.h. die heute populäre Vorstellung, das Genie müsse von den Zeitgenossen unerkannt sein, ist der Antike und Renaissance fremd. Es entsteht im 19. Jahrh. An Hand von Wiederentdeckung (REMBRANDT) oder als geltungsanspruch lange erfolgloser Autorten (SCHOPENHAUER).